Neues Rathaus in Chemnitz – das Herz der Stadt
Das Neue Rathaus in Chemnitz wurde zwischen 1907 und 1911 erbaut. Die Pläne entwarf der Stadtbaurat Richard Möbius. Zusammen mit dem Alten Rathaus bildet der monumentale Bau einen eindrucksvollen Gebäudekomplex. Dieser wird auch als Chemnitzer Doppelrathaus bezeichnet.
Das Neue Rathaus fügt sich harmonisch an das Alte Rathaus. Die Front des Neuen Rathauses wird vom Stadtwappen und dem 5 m hohen Roland geschmückt. Die Innenausstattung des Gebäudes wurde hauptsächlich im Jugendstil eingerichtet. Die Rolandsfigur wurde als Eckfigur mit Blick zum Markt und ehemaligen Neumarkt angebracht. Roland steht symbolisch für den Streiter für städtische Freiheit und Gerichtsbarkeit. Die Figur spiegelt die frühere Bedeutung und den Reichtum der Stadt wieder.
Das Neue Rathaus wurde als drittes Rathaus der Stadt erbaut, da Chemnitz um die Jahrhundertwende die 100.000 Einwohnermarke erreichte. Als Großstadt stieg der Verwaltungsaufwand aufgrund von Eingemeindungen zahlreicher Vororte. Das Rathaus am Beckerplatz konnte diesem Verwaltungsaufwand nicht mehr gerecht werden. Der Plan ein weiteres Rathaus zu bauen, nahm Gestalt an. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Chemnitz als bedeutendste Industriestadt und zweite Handelsmetropole in Sachsen entwickelt.
Die Chemnitzer Innenstadt verwandelte sich dafür für einige Jahre in eine Großbaustelle. 1911 fand die feierliche Einweihung des Neuen Rathauses statt. Seit 1978 ist im Neuen Rathausturm das Glockenspiel „Carillon“ zu finden. Der Spieltisch des Glockenspiels ist in fast 60 m Höhe in einer kleinen Kammer positioniert. Einen Stock höher hängen die 48 Glocken des Carillons, die über Drähte mit dem Spieltisch verbunden sind. Die größte Glocke wiegt 957 kg; die Kleinste 9,5 kg. Alle Glocken kommen zusammen auf ein Gewicht von 5200 kg. Der Tonumfang beträgt vier Oktaven.
Des Weiteren kann das bekannte Wandgemälde „Arbeit – Wohlstand – Schönheit“ von Max Klinger (1918) im Stadtverordnetensaal betrachtet werden. Im 2. Weltkrieg überstand das Neue Rathaus die Luftangriffe als einziges Gebäude der Innenstadt so gut wie unversehrt.
Großer Sitzungssaal mit stimmungsvollem Ambiente
Der Stadtverordnetensaal des Neuen Rathauses ist der größere der beiden Sitzungssäle. Das Ambiente des Saals ist stimmungsvoll und festlich. Die Verglasung der hohen Fenster, alter Wappenschmuck und leuchtend rote Teppichen verleihen dem Saal eine vornehme Stimmung.
Während der 18-monatigen Restaurierungsphase arbeiteten Spezialisten des Jugendstils an der Erhaltung des Ensembles sowie der technischen Aufrüstung. Die Wandvertäfelungen wurden beispielsweise denkmalgeschützt aufgearbeitet. Darüber hinaus wurden die Stühle und Möbel im Präsidiumsbereich originalgetreu restauriert. Die Eichenstühle der Stadträtinnen und Stadträte sind ein Abbild der historischen Stühle.
Der Grüne Salon
Zwischen Stadtverordnetensaal und Ratssaal befindet sich der Grüne Salon. Der Salon ist durch eine Tür mit dem Stadtverordnetensaal verbunden und diente eins als Erfrischungsraum für Stadträte. Nach 1945 diente der Festsaal u.a. als Empfangsraum von Gästen oder wurde für Klassik-Konzerte genutzt. Heute finden im Grünen Salon Rathausempfänge und Auszeichnungen statt.
Das Neue Rathaus ist das Herz der Stadt. Das Chemnitzer Doppelrathaus zählt zu den schönsten Gebäuden in Deutschland.