Warum soziale Kontakte gesund sind
Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen einander, um zu überleben. Selbst Introvertierte sehnen sich nach Anerkennung und Unterstützung von außen. Daher kann die Abwesenheit von positiven und stabilen sozialen Kontakten unterschätzte gesundheitliche Folgen haben. Diese betreffen zunächst die menschliche Psyche und können sich im Laufe der Zeit auch auf unseren Körper auswirken. Obwohl immer mehr Menschen soziale Netzwerke nutzen, um sich auszutauschen, sind Facebook, WhatsApp & Co kein Ersatz für die menschliche Kommunikation von Angesicht zu Angesicht. Oft sind es in unserer Gesellschaft die älteren Menschen, die ganz besonders unter den Auswirkungen der chronischen Einsamkeit leiden.
Prägung in den jungen Jahren
Fast jeder Mensch entwickelt seine erste enge Beziehung zu einem Elternteil oder einer anderen betreuenden Person. Die Art dieser Verbindung beeinflusst unseren sogenannten Bindungsstil zu anderen Menschen im privaten und beruflichen Leben. Schon in jungen Jahren sucht man sich Gleichgesinnte und formt kleine Grüppchen, um sich vor sozialer Isolation zu schützen. Dieses Verhalten geht auf die Anfänge der menschlichen Geschichte zurück: Nur in einer Gruppe waren die Überlebenschancen des Einzelnen gesichert. Erfahren junge Menschen kein oder ein zu geringes Zugehörigkeitsgefühl in der Familie, schlägt sich dies negativ auf ihre Psyche und Entwicklung aus. Ähnlich ist es auch bei Erwachsenen, denen es an ausreichend sozialem Umgang fehlt.
Folgen von Isolation
Lebt man über einen längeren Zeitraum in kompletter Isolation, hat dies besonders verheerende Auswirkungen auf unsere kognitiven Funktionen. Dazu gehören Sehstörungen, Halluzinationen und allgemeine Verwirrtheit. Schon nach drei Tagen in völliger Einsamkeit sind diese Symptome spürbar. Sind zudem keine Fenster vorhanden, leidet der Mensch schnell unter einem gestörten Biorhythmus und verliert sein Zeitgefühl. In der Vergangenheit zeigten etliche Versuche, dass ein Mensch nicht länger als einen Monat ohne jegliche sozialen Kontakte oder anderweitige Beschäftigungen freiwillig leben kann. Ein Beispiel ist der Amerikaner Jay Kwik, der von Freunden in einer Wette dazu herausgefordert wurde, 30 Tage in einem Badezimmer zu verweilen. Das Experiment musste jedoch bereits nach 20 Tagen abgebrochen werden. Aus diesem Grund wird auch die Isolationshaft bei Sträflingen als Form der Freiheitsentziehung stark kritisiert und von Gegnern als einer Art der Folter angesehen.
Einsamkeit im Alter
Gerade in Westeuropa gibt es viele ältere Menschen, die in unfreiwilliger Isolation leben. Erst vor kurzem wurde im Vereinigten Königreich aus diesem Grund das „Ministerium gegen Einsamkeit“ gegründet. Dieses versucht die Zustände von vereinsamten Menschen zu verbessern. Wissenschaftlichen Studien zufolge leiden Menschen mit chronischer Einsamkeit im Durchschnitt öfter an erhöhtem Blutdruck und Infektionen. Zudem sind die Chancen, Alzheimer und Demenz zu entwickeln um einiges größer. Fehlt älteren Menschen der regelmäßige soziale Kontakt, wirkt sich dies ebenso negativ auf ihren Schlafrhythmus aus. Nicht nur in England, sondern auch in Deutschland macht man sich um einsame Senioren Sorgen: In einigen Städten werden sogenannte Wohnpartnerschaften zwischen Senioren und Studierenden angeboten, die gleichzeitig der chronischen Wohnungsnot von Studenten Einhalt gebieten soll.
Kommunikation in sozialen Netzwerken
Heutzutage ist es für junge Menschen ganz normal, sich häufig oder fast ausschließlich über soziale Netzwerke zu unterhalten. Dies hat mehrere negative Auswirkungen auf die Qualität der Kommunikation. Zwar sind soziale Netzwerke in erster Linie kommunikationsfördernd, eliminieren sie dennoch eine wichtige Komponente, die für die Stimulierung und die Entwicklung des menschlichen Gehirns wichtig sind: die Körpersprache. Das deutsche Allensbach-Institut fand heraus, dass 55% der menschlichen Kommunikation aus Gestik und Mimik besteht, während 26% auf die Stimme des Gesprächspartners fallen. Dies bedeutet, dass die Art von Kommunikation, die die Gesundheit des Menschen fördert, zu 80% aus reiner Körpersprache besteht. Die Kommunikation, die über Smartphones, Tablets und Computer läuft, kann mit dem vertraulichen Gespräch von Angesicht zu Angesicht also kaum verglichen werden.
Soziale Kontakte bereichern nicht nur das Leben, sondern sichern sogar das gesunde Überleben. Obwohl uns das Zeitalter der modernen Kommunikationstechnologie viele alltägliche Vorgänge erleichtert hat, ist ein wenig Vorsicht geboten: Junge Menschen verlernen leicht die klassische Kommunikation, während alte Menschen Gefahr laufen, „den Anschluss zu verlieren“ und komplett vereinsamen. Eine Lösung ist das aktive Aufsuchen von Gruppen und Gleichgesinnten. Wie fast jede Stadt lädt auch Chemnitz zu regelmäßigen Veranstaltungen für Jung und Alt ein. Gemeinsam mit der EU finden auch Jugend- und Seniorenbegegnungen mit den Chemnitzer Partnerstädten im Ausland statt. Neue Menschen kennenzulernen kostet zwar etwas Mut, lohnt sich jedoch in wirklich jedem Fall.