Umweltfreundlich in Chemnitz

Grün statt Grau: In Chemnitz hat sich viel getan. Die drittgrößte Stadt Sachsens am Rande des Erzgebirges zeigt sich immer umweltfreundlicher. Rund 250.000 Menschen wohnen in der kreisfreien Stadt, die auf über 200 Jahre Industriegeschichte zurückblickt und als Heimat des Trabant ein wichtiger Teil der DDR war. Heute setzt Chemnitz seine Hoffnungen unter anderem auf Elektroautos – nicht als Hersteller, aber als Transportmittel.

Zwei Ladestationen für E-Autos sind ein wichtiger Bestandteil eines neues Ökowohnprojekts, das Eigenstromversorgung und umweltfreundliche Mobilität verbindet und für Deutschland wegweisend werden könnte. Dahinter steckt die Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft CSG, die einen ihrer Plattenbaublöcke im Stadtteil Altendorf umgemodelt hat. Photovoltaikanlagen auf dem Dach und eine umgerüstete Hauselektrik geben den Mietern die Wahl zwischen dem hauseigenen Solarstrom und einem externen Anbieter.

Die Ladestationen liefern Saft für die in das Projekt eingebundenen Elektroautos eines Car-Sharing-Unternehmens, können aber auch von anderen Anwohnern für private E-Fahrzeuge genutzt werden. Gefördert wird das 3,8 Millionen Euro teure Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Elektrobusse fahren zwar noch nicht auf den Straßen von Chemnitz, aber auch das kann sich rasch ändern – vor allem, wenn es in Deutschland mehr Anbieter gibt. Mercedes will noch in diesem Jahr seinen ersten E-Bus vorstellen, und MAN will 2019 nachziehen. Derzeit rollen in der Bundesrepublik strombetriebene Busse in 45 Städten.  

Ein anderes ungewöhnliches Öko-Pilotprojekt in Chemnitz ist eine Aquaponik-Anlage in denen Pflanzen und Fische gezüchtet werden, die sich gegenseitig durch einen Nährstoffkreislauf ergänzen. Das Wasser aus den Fischbecken wird durch Filter an die Pflanze weitergeleitet. Die Pflanzen nutzen das aus dem ammoniakhaltigen Wasser des Fischbeckens gewonnene Nitrat als Nährstoff, und im rücklaufenden Wasser ist nur noch eine geringe Nitratmenge übrig. Längerfristig sollen die Fische – derzeit Karpfen und Tilapia – sowie Gemüse und Salate in einem hauseigenen Bioladen angeboten werden.

Für jedermann nutzbar ist der Botanische Garten, der von einem Schulbiologiezentrum und einem Naturschutzzentrum ergänzt wird. Dadurch verbindet die Stadt auf zwölf Hektar Fläche Naherholung und Unterricht.  Heimische Pflanzen sind genauso anzutreffen wie exotische Gewächse. Die Freianlagen werden durch ein Tropenhaus für Wild- und Nutzpflanzen aus den tropischen Gebieten und ein Kalthaus für Pflanzen, die es etwas kühler mögen, ergänzt. Kakteen und Sukkulenten wachsen ebenfalls im Botanischen Garten.

Auch Tiere sind in der Anlage heimisch. Gänse, Schafe und Zwergziegen, Uhus, Kohlraben und Waschbären sind in artgerechten Gehegen untergebracht. In einem Aquarienhaus wohnen Lurche, Fische, Insekten und Kriechtiere. Alle Arten im Botanischen Garten sind im Tierpark Chemnitz nicht zu finden. Mit der Pflege sind Schüler in Arbeitsgemeinschaften betraut. Die gesamte Anlage ist in den fächerübergreifenden Unterricht eingebunden und in ihrer Art einmalig in Deutschland.

Die Bemühungen der Stadt um Umweltfreundlichkeit sind bereits 2015 mit dem European Energy Award belohnt worden.

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